EU-Bericht mit extremer Position zu Abtreibung und Reproduktionsmedizin vor Abstimmung
Wir brauchen Kompromisse!
„Bisher galt als Common Sense, dass bei einem Schwangerschaftsabbruch auch ein Kind involviert ist. Das erforderte Kompromisse und eine Beschäftigung mit dem Thema, die über ein Zulassen hinausgeht. Wir sind besorgt, dass dieser menschenwürdige Weg verlassen werden könnte“, betont Martina Kronthaler.
Freiheit auch für Ärztinnen und Ärzte
„Im Matić-Bericht geht es bei dem Thema Schwangerschaftsabbruch ausschließlich darum, alle vermeintlichen Hindernisse dazu aus dem Weg zu räumen. Die untragbare Situation in Polen wird verabsolutiert und benützt, um Radikalpositionen in ganz Europa durchzubringen“, erläutert Kronthaler. Insbesondere stellt der Bericht die Gewissensfreiheit der Ärztinnen und Ärzte infrage. „Diese gilt es aber ebenso zu respektieren wie die Selbstbestimmung von Frauen“, fordert Kronthaler.
Abbrüche zählen zu den häufigsten Eingriffen in Europa
Der Abbruch einer Schwangerschaft zählt zu den häufigsten gynäkologischen Eingriffen in Europa – diese Tatsache kommt im Matić-Bericht nicht vor. „Die große Aufgabe besteht heute darin, die Sorgen und Probleme schwangerer Frauen zu lösen. Familien sind zudem oft vielfach belastet. Ein Recht auf psychosoziale Beratung und Unterstützung schwangerer Frauen ist im Bericht aber nicht vorgesehen“, beanstandet Kronthaler.
Integration statt Polarisierung
Der Matić-Report ist zwar für die Mitgliedstaaten nicht verbindlich, könnte aber den österreichischen Weg des Kompromisses als „Vorgabe“ negativ beeinflussen. „aktion leben steht seit über 30 Jahren zur Fristenregelung“, erinnert Kronthaler. Das Gesetz wurde einst in Kombination mit positiven Maßnahmen zum Schutz des ungeborenen Lebens beschlossen, durch die Frauen im Konflikt bestmöglich unterstützt werden sollten. Nicht mehr, sondern weniger Abbrüche waren das Ziel. „Dies zeigt, es ist möglich, Frauen und Kinder als Beteiligte eines Schwangerschaftskonfliktes zu sehen – und auch die Väter sollten mitbedacht werden. Hinter diesen Standard sollten wir nicht mehr zurückfallen.“ Kronthaler appelliert daher an die Abgeordneten, nicht in Gegensätzen zu denken, sondern zu überlegen, wie gegensätzliche Interessen integriert werden können.
Unkritisch bei Reproduktionsmedizin
Dieselbe Einseitigkeit sieht aktion leben im Bereich der Reproduktionsmedizin: „Reproduktionsmedizin wird in dem Bericht vorbehaltlos unterstützt. Auch wenn diese sicherlich viel leistet, muss doch auch auf die ernsten Probleme wie geteilte Elternschaft, die Situation von Frauen, die sich als Eizellspenderinnen und Leihmütter zur Verfügung stellen, riskante Schwangerschaften durch reproduktionsmedizinische Techniken und anderes mehr verwiesen werden. Das alles fehlt im Bericht und ist nicht frauenfreundlich, das ist anbieterfreundlich auf Kosten von Frauen“, ergänzt Kronthaler.